Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

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Mo222
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Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von Mo222 » 29. Sep 2021, 18:29

Hallo zusammen! :)
Wir planen aktuell unsere erste Hüttentour. Was uns aber etwas zögerlich macht, sind die vielen Berichte über Bettwanzen und anderes Getier in so mancher Berghütte. Daher dachte ich, dass ich einfach einmal ganz direkt nachfrage: Wie schlimm ist es wirklich?
Vor einigen Jahren ging dieses leidige Thema ja mehr oder weniger groß durch die Medien, seitdem scheint sich aber auch einiges getan zu haben. Zwei Coronajahre und einen vergleichsweise kalten Winter später könnte die Welt ja vielleicht schon wieder viel besser aussehen? :)
Wir planen die Tour rund um das Rappenalptal bei Oberstdorf, falls das relevant ist.
Hat hier jemand in den letzten Jahren vielleicht selber Praxiserfahrungen gesammelt und könnte einmal berichten, wie groß die Gefahr tatsächlich ist, mit den Viechern Bekanntschaft zu machen? (oder sie zu Hause einzuschleppen, das wäre ja das eigentliche Problem!)
Wir sind für jede Erfahrung dankbar! :)



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klettern
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Re: Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von klettern » 29. Sep 2021, 20:26

Kürzlich kam ein Beitrag im Radio, dass die Rappenseehütte auf Bettwanzen gecheckt wurde:
https://www.br.de/nachrichten/bayern/ge ... en,Seeehqa. Es wurden demnach keine gefunden.

Wieviel Gäste haben Allgäuer DAV Hütten denn im Jahr? Geschätzt 10.000? Wenn da mal 10 Leute von Bettwanzen gebissen werden, ist das Risiko ja mehr 0 als irgend was anderes. Kenne aber die realen Zahlen nicht.

Man kann ja zuhause die Sachen entsprechend absuchen/waschen wenn man sich Sorgen macht..

Mo222
Beiträge: 3
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Re: Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von Mo222 » 29. Sep 2021, 22:06

Danke, die Rappenseehütte steht tatsächlich auf der Liste.
Je nachdem wo man schaut, gehen die Schätzungen schon recht weit auseinander. Laut diesem Artikel https://www.heute.at/s/wanzen-in-den-al ... n-55605613 sind ca. 20% der Hütten befallen, das ist aber Stand 2017. Wenn es im Schnitt jede fünfte Hütte trifft, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich recht hoch, Pech zu haben. Vor allem wenn man damit rechnet, dass sich die Biester innerhalb der dann fünf Jahre weiter ausbreiten konnten.
Andererseits wird aber wohl aktuell auch Vieles unternommen, siehe Rappenseehütte.

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kormoran
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Re: Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von kormoran » 30. Sep 2021, 06:25

Ich halte die Gefahr prinzipiell für eher gering. Wenn tatsächlich 20% der Hütten befallen wären, wäre ich schon längst davon betroffen gewesen. Ich habe in den letzten 15 Jahren ungefähr 10-20 Nächte pro Jahr auf AV-Hütten übernachtet und mich hats bisher noch nicht erwischt.

Ich war auf verschiedenen Hütten unterwegs (meistens in den Ostalpen), auf der Rappenseehütte allerdings noch nicht. Ich habe aber normalerweise keine Bedenken, außer wenn kurz vorher etwas gemeldet wurde.

Ciao, Alex

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klettern
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Re: Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von klettern » 30. Sep 2021, 07:49

Wenn 10 - 20 % der Hütten befallen wären (was schon drastisch ist), heißt das ja immer noch nicht, dass Wanzen auf so einer Hütte in den eigenen Rucksack oder Schlafsack gehen, und sich dann zuhause verbreiten. Wenn diese Gefahr wiederum 10 - 20 % auf einer befallenen Hütte beträgt, ist das durchschnittliche Gesamtrisiko 15 % x 15 % = 2,25 %.

Aber da bekanntlich Gefahr = Risiko X Schadensausmaß, und Wanzen zuhause hinter den Teppichleiste = Riesenschaden: Danke für den Hinweis! Ich werde wanzenadäquates Verhalten ab jetzt bei Winterraumübernachtung an den Tag legen, und mich informieren über die Biester.

Das hat ja noch gefehlt, um Hüttenwirten das Leben zu versüßen, und um die Laune zu heben.

Mo222
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Re: Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von Mo222 » 30. Sep 2021, 21:12

Danke @Kormoran!
Ja ich bin auch ganz optimistisch. Gerade wenn man bedenkt, dass die Tiere sich verbreiten, indem sie von Hütte zu Hütte verschleppt werden. Wenn eine Hütte sicher Wanzenfrei ist, erhöht das statistisch (theoretisch) die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Nachbarhütten "sauber" sind. (Mit mangelnder Hygiene hat es ja nichts zu tun!)

Ja, wenn man selber keine Erfahrungen aus erster Hand hat und sich nur online informieren kann, stößt man natürlich immer zuerst auf die Schreckensmeldungen. Aber wie @Klettern schon gesagt hat, wenn man sie doch mal einschleppt, wird man sie kaum wieder los und das wird dann zum echten Problem, daher meine Vorsicht.

Immerhin, von den vier angepeilten Hütten (man will es bei der ersten Tour ja erstmal langsam angehen) sind zwei diesen Sommer negativ überprüft worden, das lässt für die Hütten in der unmittelbaren Nachbarschaft ja hoffen!

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klettern
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Re: Berghütten und Bettwanzen - wie schlimm ist es wirklich?

Beitrag von klettern » 2. Nov 2021, 13:58

Nach diesen verstörenden Berichten hab ich eines morgens eine winzige Quaddel am Arm entdeckt, mit einer winzigen Wunde, die auf Drücken nachblutete.

Ich habe jetzt 20 x Bettwanzenfalle Monitorfalle von Agrisense bestellt bei einem Händler im schönen Ahrensburg. Ist zwar jetzt eher Paranoia, und ich konnte hier auch keine Wanzenspuren entdecken (Häutungshüllen, Kot), aber bevor man hier den Wanzenjäger holen muss, und den kompletten Teppich rausreißen muß, lieber zu früh oder einmal zu viel handeln als etwas auflaufen lassen...

Mal sehen, was noch alles für Insekten und dergleichen hier bald aufmarschiert bei den kommenden subtropischen Temperaturen.

Neulich hab ich so einen Gesellen im Treppenhaus gesehen und nach draußen geleiten müssen (offensichtlich sattgefressen und daher träge und leicht zu fangen). Hatte ich bisher auch noch nicht sehen müssen...

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