Meine eigentlich geplante Tour musste ich leider abbrechen: mein Bergführer und ich waren schon startbereit auf der Hütte, aber das Wetter war deutlich schlechter als vorhergesagt. Um 2 Uhr nachts haben wir aus dem Fenster geschaut und uns gleich wieder hingelegt.
Der Bergführer hatte leider keine Zeit für eine Verschiebung, er war schon mit der nächsten Tour ausgebucht. Wir haben an dem Tag nur noch eine kleine Tour gemacht und sind dann ins Tal abgestiegen. Unterwegs hab ich bei der Agentur angerufen, ob sie noch einen anderen Bergführer auftreiben können. Und eine halbe Stunde vor Ladenschluss haben sie mir dann immerhin ein paar Touren anbieten können - ich musste mich schnell entscheiden!
Von den vorgeschlagenen Touren war das Matterhorn das einzige, was mich irgendwie interessiert hat, also hab ich spontan zugegriffen! Auf jeden Fall besser als einfach heimzufahren nach der ganzen Einlauferei (ich war vorher schon 5 Tage im Wallis).
Hier einige Eindrücke von der Tour, insgesamt war es eine tolle Tour, trotz der ganzen Randerscheinungen!
Eine schöne Matterhorn-Ansicht, das Foto hab ich im Juli 2022 vom Obergabelhorn aus gemacht:
Zoom zum oberen Bereich (der Hörnligrat ist auf der linken Seite, man sieht Schulter + Dach):
Aktuelles Foto (ein paar Tage vor der Tour), ein etwas anderer Blickwinkel von der Gugla:
Am nächsten Morgen ging es los. Nach dem langen Vortag (2500 Höhenmeter Abstieg) hab ich mir die Gondel zum Schwarzsee gegönnt. Links in der Mitte sieht man schon die Hörnlihütte - das Matterhorn mit der typischen Wolkenfahne:
Die neue Hörnlihütte ist schon preislich am oberen Ende, aber den Umbau haben sie schon gut hinbekommen. Innen siehts ziemlich großzügig und komfortabel aus! Genauso ist dann eben der Preis

Auch wenn man keine Matterhorn-Besteigung vorhat, lohnt sich ein Besuch der Hörnlihütte - allein schon wegen dem Ausblick! Hier Richtung Monte Rosa:
Zoom zum Zinalrothorn - aus dieser Richtung siehts wirklich wie ein steiler Zahn aus!
Komfortables 6er-Lager, ich hab gut geschlafen!
Es lohnt sich, die 10 Minuten zum Einstieg zu gehen und sich die ersten Meter mal bei Tageslicht anzuschauen. Am nächsten Morgen spart man Kraft, wenn man sich im Hellen schon ungefähr die ersten Züge überlegt hat:
Zoom zur Dent Blanche - dieser Berg wäre z.B. bei meiner Wunschliste noch vor dem Matterhorn gekommen!
Zoom zu Dom + Täschhorn. Mein Bergführer wollte mich noch überreden, die große Kamera unten zu lassen. Keine Chance

Hörnlihütte von hinten, dahinter Monte Rosa, Liskamm und Breithorn:
Zoom am späten Nachmittag zur Dufourspitze - man sieht auch ein paar Spuren, sowohl zum Westgrat als auch zum Silbersattel:
Einige Schnappschüsse hab ich auch mit dem Handy gemacht, wie z.B. hier in der Hütte von der Routengrafik:
Panoramafenster im neuen Anbau:
In der Früh ist es tatsächlich so, dass es eine feste Reihenfolge gibt, in der die Gruppen starten: zuerst die Walliser Bergführer, dann die anderen Bergführer, dann die Gruppen ohne Führer. Das ganze Gerödel in der Früh fand ich schon stressig, aber mein Bergführer hatte mich auf das meiste schon vorbereitet:
Bis zur Einstiegs-Wand läuft alles noch einigermaßen ruhig ab, aber danach geben die Bergführer ziemlich Gas, um vom Hauptfeld wegzukommen. Für mich war das Tempo in der ersten Stunde zu schnell, aber ich konnte es schon auch verstehen (weniger Steinschlag-Risiko, weniger Stau) und ich hab mein bestes gegeben!
Als wir dann genug Abstand zum Hauptfeld bekommen haben (nach einigen Überholmanövern), sind wir dann ein Tempo gegangen, das für mich normal war. Aber ich musste mich dann erst von der stressigen ersten Stunde erholen

Der Großteil von der Tour war 2er-Kletterei, nur an wenigen Stellen wurds etwas schwerer. Gehgelände gabs nur manchmal, und für den oberen Bereich musste man noch genug Armkraft übrig haben! Hier mein Bergführer bei einer der knackigeren Stellen:
Soweit ich mich erinnere, war das schon bei der Schulter, oberhalb der oberen Moseleyplatte (unsere erste Pausestelle). Kurz danach haben wir die Steigeisen angezogen, und dann wurde es bald nochmal anstrengend:
Danach hatte ich bis zum Gipfel gar keine Zeit/Energie mehr für Fotos, da das Hochziehen an den Fixseilen schon ziemlich anstrengend war. Die ersten Seillängen bei den Fixseilen haben nochmal ordentlich Kraft gekostet, weil man teilweise nicht die Frontalzacken einsetzen konnte, sondern die Steigeisen flächig aufsetzen musste und sich am Fixseil hochgezogen hat. Aber dann waren wir tatsächlich oben, auch in einer guten Zeit! Hier der Blick zum Italienergipfel:
Zoom zum Montblanc, allein dafür hat sich die große Kamera gelohnt!
Zoom zum Weisshorn, links davor das Zinalrothorn:
Blick vom Schweizer Gipfel (ohne Kreuz) nach Osten zur Monte Rosa:
Ich weiss nicht, ob so eine Art von Foto/Video mit einem Selfie-Stick eine schöne Erinnerung ist

Statue vom Heiligen Bernhard, dahinter Dent Blanche:
Nahaufnahme Dent Blanche:
Zum Glück hatte sich das Hauptfeld einigermaßen auseinandergezogen, so dass wir beim Abstieg wenig Probleme mit kreuzenden Seilschaften hatten. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass das auch mal stressig werden kann:
Für Bergsteiger mit guter Steigeisentechnik gibts aber meistens genug Möglichkeiten, kurz auszuweichen. Hier ein flacherer Teil vom Dach, bevor es wieder zu den steileren Fixseilen runtergeht:
Blick in die Solvayhütte - ich würde schon wegen dem Geruch nur im Notfall dort übernachten:
Von außen sieht die Hütte schön aus, und der Aussichtsplatz hat natürlich schon was! Aber es ist nur für Notfälle gedacht:
Mein Bergführer klettert die untere Solvayplatte ab (eine der Schlüsselstellen). Bis auf die Rennerei am Anfang (die sich wohl schwer vermeiden lässt), war ich sehr zufrieden mit ihm!
Auch im unteren Bereich, bei dem die Steilheit etwas nachlässt, muss man sich noch richtig konzentrieren (meistens 1er- bis 2er-Gelände).
Wir habens wirklich super erwischt! Am späten Vormittag wurde das Wetter wieder schlechter, aber da waren wir schon beim Rösti auf der Hüttenterrasse.
Die spontane Aktion hat sich gelohnt! Auch wenn ich das ganze Drumherum normalerweise verzichten kann, auf das man sich speziell bei dieser Tour einstellen muss. Die Verhältnisse waren ziemlich gut, und für einen Samstag war der Andrang anscheinend noch ok (80 Personen auf der Route)! Angeblich waren 32 Zweier-Seilschaften mit Bergführer unterwegs, und 8 ohne. An anderen Tagen können es auch mal 100 Seilschaften werden - gut dass bei mir weniger los war, das war schon genug Betrieb!