Am wunderschön nostalgisch hergerichteten Bahnhof in Münsingen geht es los.
Wer nur die Bilder sehen will, klickt hier: https://photos.app.goo.gl/ZZjPbSzvBJ2zL6YY7
Die Schwäbische Albbahn von Schelklingen nach Kleinengstingen fährt im Wesentlichen noch Schüler- und Berufsverkehr von den Dörfern westlich von Münsingen in die ehemalige Kreisstadt, die mit 707 m fast am höchsten Punkt der Strecke liegt. Viermal täglich fährt der Zug nach Ulm, Höhepunkt der Fahrt ist das 9 km lange romantische Schandental, durch das keine Straße verläuft. Für den gemeinen Parkplatzrundenspatziergänger viel zu lang. Also verspricht der Weg mitten im überbe- und zersiedelten Deutschland totale Abgeschiedenheit und Idylle pur, auch wenn touristische Hilites fehlen.
Ab 2021 wird dieser Koloss wieder auf den 50 Kilometern längere Züge auf die Alb bringen. An einem Dampftag fahren dann oft mehr Leute mit dem Zug nach Münsingen als sonst in einem Monat. An besonders schönen Tagen bleibt der Zug am mit 20%o steilsten und schönsten Teil der Strecke zum "Dampfmachen" stehen. Nur dann befinden sich eine größere Zahl von Ausflüglern mitten im Schandental. Spaßvögel nennen diesen Ort ohne jegliche Bebauung "Dampfmachhausen"
Über diese Loipe wollte ich die ersten 5 km flott hinter mich bringen. Trotz -3° bilden sich dicke Stollen, und die 20 Minuten ziehen sich so zu eineinhalb mühsamen Stunden. Der neue Sport "Schitragen" ist keine Option - der ohne Wind gefallene Schnee ist über knietief. Wandern auf der hier noch parallel verlaufenden, die gesamte mittlere Alb mit der Außenwelt verbindende B465, möchte ich auch unter allen Umständen vermeiden.
So geht es im Schneeschuhmodus bis nach Mehrstetten am oberen Ende des tief eingeschnittenen Schandentals. Es ist wärmer, trotzdem wird der Schnee besser, sonst hätte ich auch den nächsten Bahnhof nicht mehr erreicht, bevor der letzte Zug des Tages zurück nach Münsingen fährt.
Die noch schwach erkennbaren Fahrspuren irgendwelcher Allradhelden versprechen ein müheloses Vorankommen. Sie sind aber 50 cm tief und daher 45 cm tief eingeschneit, so dass eine eigene Spur anfangs doch besser ist:
Der Weg ist oft ohnehin nicht zu erkennen:
DAS ist natürlich eine verlockende Option.
In der Hochsaison der Holzmacher sind auch außerhalb des Fahrplans Züge unterwegs. Deshalb scheidet sie auch aus.
Aber gerade, weil es so langsam geht, genieße ich dei Idylle besonders intensiv.
Weiter unten geht es zunehmend besser. Der Schnee ist weniger, besser gesetzt und so sind auch Traktorspuren nutzbar.
Ab dem Sohn der Nacht kann nichts mehr schiefgehen, ich komme auf jeden Fall heute noch heim.

Wunderschön am Hang entlang
geht es nach Hütten mit der Kapelle am Berg
und dem ersten nennenswerten, leider nicht zum Klettern freigegebenen Felsen.
Hier nochmal in groß:
http://touren.lampatzer.de/kurzberichte ... l/pano.jpg
Die verbliebenen 8 km nach Schmiechen sind eine reine, wenn auch kurzweilige Pflichtübung, aber immerhin ist der Radweg nicht bis zum Grund geräumt, und so komme ich sogar noch mal zu ein paar Kilometer Skating - bzw so gut ich das eben kann.
In Schmiechen
entscheide ich mich, nicht die wesentlich schnellere Verbindung über Ulm zu nehmen, sondern die heute gelaufene Strecke Revue passieren zu lassen.

Dieses Vehikel bringt mich zurück nach Münsingen, wo ich eine knappe Dreiviertelstunde lang mich in einer Landmetzgerei mit Leckereien vom Alb-Büffel eindecke. Es ist kein billiges Vergnügen, aber 100% von der Weide, frei von "Wachstumshilfsmitteln" und dementsprechend kräftig im Geschmack und ergiebig. So braucht man statt 250 gr nur 100 gr Hüfte zum Sattwerden.
Während ich diese Zeilen verfasse, steigt das Thermometer stündlich um 1 Grad an. Die nächsten drei Tage bleibe ich zu Hause und bin froh, dass ich die Stube drin habe und diese 100 m über dem zu erwartenden Hochwasser liegt. Durch den Lockdown haben die Fittnessstudios zu und ich mache eine uralte Erfahrung neu: es gilt heftigen Muskelkater auszukurieren.
Wer jetzt Lust bekommen hat, die Tour auch zu machen: https://my.viewranger.com/route/details/MzY4Mjc2OQ==